Wänner loose? – Ein Abend mit dem «spitzig Ryssblei»

Artikel von Daniel Thiriet für fasnacht.ch (c) BFO 2019
BFO durfte sich einen Abend an die Versen des Schnitzelbanggs «s spitzig Ryssblei» hängen. Ein spannender Abend mit viel Bänggler-Prominenz und Pillen auf der Bühne…

Der Helgebueb vom «spitzige Ryssblei» schickte ein SMS: «Du findest uns um 17.27 im Fauteuil, um 17.59 im Kaisersaal oder um 19.39 im Scala». Der Marschbefehl war klar und der Schreiberling kämpfte sich durch die Menschenmassen zum Theater Fauteuil, wo sich das Duo bereits mit dem letzten Vers – es geht um den Tesla – vom gut gelaunten Publikum verabschiedeten.

Zurück im Fauteuilhof eine kleine Verschnaufpause. Wir treffen – nicht zum letzten Mal – das «Rollator Rösli», die «Schlyffstei» und Ivan von den Chriesibuebe. Man tauscht Informationen aus über den aktuellen Zeitplan! In den Rasser-Theater läuft eine gigantische Stuubete (inkl. dem zugemieteten SCALA Theater), wo viele gute Schnitzelbängg auftreten.

So geht’s denn die Treppe hinauf zum «Kaisersaal», wo der rappende Heiri das Publikum anwärmt, Ivan mit seinem «Klangkeerper» (Eigenwerbung Chriesibuebe) die Stimmung aufdonnert und s spitzig Ryssblei zum zweiten Mal ihre Verse singen.

Danach geht’s - spontan - erstmals in den neuen Heubergkeller, wo das Ryssblei für eine kleine Gruppe einer Chaisenclique singen wird. «Wänner loose?» ist die Aufwärmfrage ans Publikum. Sie wird meistens bejaht… Bis zum nächsten Termin – militärisch genau befohlen um 19.39 im Theater SCALA – ist genügend Zeit für eine Tapasplatte und ein San Miguel beim Spanier am Spalenberg.

Auf dem Weg sehe ich, dass der Helgenträger konsequent seine Helgen so trägt, dass der Banggname nicht ersichtlich ist. Die beiden legen Wert auf die Bängglerdiskretion und so verabreden wir, dass es auch keine Foto von ihrem Gesicht geben wird.
Im stillen Lokal erzählen mir die beiden, dass sie seit 19 Fasnachten miteinander unterwegs sind und für «Bängg fir Basel» singen. Der Schnitzelbänggler erklärt: «Bei dieser Gesellschaft sind wir nicht so sehr im Stress. Die Routen sind gemütlich und wir können uns jeweils gut Zeit lassen».

Den Dienstag benützen die beiden für Auftritte an den Stuubete und beim Zyschtigsbryys, den das Rysblei schon mehrmals gewonnen hat. «Im Glaibasel zu singen wird immer schwieriger. Die guten Lokale sterben weg» beklagt sich der Bänggler. Seine Leidenschaft sind die Keller, auch wenn am Dienstag das Publikum etwas «anders» ist, wie der Helgenbueb meint. Auf meine Frage, wie die beiden doch schon etwas gesetzteren Herren den Bängglernachwuchs sehen, kommt das Gespräch schnell auf die «Jungen». «Die machen halt mehr Show bei ihren Vorträgen. Und das Publikum, vor allem die Jungen, mögen das!» Das tönt etwas nachdenklich – aber die beiden sind nach wie vor davon überzeugt, dass auch der «klassische Schnitzelbangg» noch längst seine Berechtigung hat. Nach der spanischen Pause geht’s ins SCALA.

Es wird nun plötzlich – wie im Militär – doch etwas gehetzt, man will pünktlich sein. Und dann wird einmal mehr gewartet. Das Moderatorenpaar hat ein paar Umstellungen vorgenommen und das spitizig Rysblei wurde nach hinten verschoben!
Dann der – für Aussenstehende – magische Moment: Das Treffen der wartenden Spitzenbängg hinter der SCALA-Bühne: Dr Singvogel flattert ein, die Stroosewüscher stellen ihre Besen hin, der Spitzbueb flätzt sich in die Runde und das Rollator Rösli kommt die Treppe hinunter. Es wird getratscht, gelacht und der Höhepunkt der Belustigung wird dann erreicht, als der Bühnenarbeiter die Treppe runterkommt und sagt: «Ich brauche einen Besen – dem Dr. FMH hats die Pillendose bei Schütteln geöffnet…». Grosses Gelächter als der Doktor mit seiner Gundula hinter die Bühne zurück kommt…

Unterdessen warten die beiden Rysblei-Bänggler – einmal mehr – minutenlang auf ihren Auftritt. Aber es lohnt sich auch im SCALA: Das Publikum mag den Bank, applaudiert.

Wieder steht eine Pause an bis zum nächsten getakteten Auftritt. Und so entscheidet sich der Bänggler für einen Auftritt im ARI-Keller. Das bedeutet: Eine unglaubliche Druggedde, eine Sauhitze und 3 Bängge, die anstehen! Der Bänggler bestimmt: «Deadline neun Uhr!» und so wird angestanden und gewartet, bis die Bühne frei wird. Als das Publikum im ARI-Höfli die Larven und die Spitzmaschine entdecken, singt die ganze Menge sofort «Und ass dr näggschti Värs au sitzt, wird das Rysblei nomoll gspitzt»… Die beiden entschliessen sich erst nach dem Auftritt im heissen Keller für ein Spontankonzert im Hof und werden – auch dort – gut ankommen…

Und so motiviert geht’s dann direkt in die Kunsthalle zum «Zyschtigbryys», dem Nachfolgeanlass des ehemaligen «Schnabelpryys» von Marcel Ospel. Da sitzt das zahlende Publikum mit einem Bewertungsbogen auf dem Tisch. Sie müssen den auftretenden Gruppierungen eine Note geben. – In der Kunsthalle hält sich die Wartezeit in Grenzen, aber sie wird etwas verlängert: Der Bänggler merkt kurz vor dem Auftritt, dass er seine typische Spitzermaschine vergessen hat und muss zurück in die Garderobe… Der Auftritt wird gut, das Publikum applaudiert und es wird sich herausstellen, ob s spitzig Rysblei auch in diesem Jahr ein eine gute Rangierung erreichen kann.

Nun geht’s zur Kür ins -tis! «Meine Liebblingsbühne», sagt der Bänggler. «sie steht direkt beim Publikum». Schmunzelnd erzählt er mir dann noch die Geschichte, als sein Helgenträger mit der Helgenstange – eben dem «spitzige Rysblei» - kurz vor dem Auftritt beim damaligen «Schnabelbryys» den Feuermelder getroffen hat und für Stress beim Geschäftsführer gesorgt hat…

Die beiden Bänggler treten auf – Wänner loose? – werden mit viel Applaus entlassen und genehmigen sich im Stübli mit dem Moderator Marcel Dogor und einem befreundeten Bangg ein traditionelles Würschtli mit Häpperesalat. Die Cremeschnitte fehlt in diesem Jahr… sie werden sie aber im nächsten Lokal – dem Barbarakeller – bekommen.
Dort verabschieden wir uns. Die beiden Bänggler ziehen weiter: «I wett unbedingt no in Bebbi-Käller und…». Egal wo. Überall wird s spitzig Rysblei mit viel Goodwill empfangen und überall wird das Publikum begeister «Ja» schreien, wenn gefragt wird: «Wänner loose?»